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Im Vorstand des Arbeitskreises "Chemometrik
und Labordatenverarbeitung" und im Vorbereitungskomitee der
"COMPANA '95" war man sich darüber einig, die Gelegenheit
dieser Tagung zu nutzen, um drei Wissenschaftler als Ehrengäste
nach Würzburg einzuladen, die sich um die COMPANA direkt
bzw. indirekt sehr verdient gemacht haben und die alle drei in
diesem Jahre ihren 70. Geburtstag feierten. Während Prof.
Steger der Einladung folgen konnte und bei bester Gesundheit aktiv
am Tagungsgeschehen teilnahm, mußten Prof. Doerffel und
Prof. Kriegsmann leider aus gesundheitlichen Gründen ihre
geplante Teilnahme absagen.
W.E. Steger
ist den Fachkollegen als Molekülspektroskopiker
wohlbekannt. Seine Leistungen auf dem Gebiet der Schwingungsspektroskopie
sind anläßlich seines 70. Geburtstages im April in
einem Ehrenkolloquium und mit Beiträgen in der Zeitschrift
für physikalische Chemie gewürdigt worden. Die COMPANA
war Anlaß, seine Verdienste um den Einsatz von Computern
und die Nutzung von chemometrischen Methoden in der Analytik anzuerkennen.
Als Physikochemiker und Spektroskopiker hat W.E.
Steger die Bedeutung der Mathematik und Rechentechnik für
den Chemiker stets erkannt und vertreten, insbesondere in der
Lehre. Als der Nutzen des Computereinsatzes im chemischen Labor
im Verlaufe der siebziger Jahre immer offensichtlicher wurde und
sich in dieser Zeit auch die Chemometrik international zu etablieren
begann, hat W.E. Steger den Zug der Zeit erkannt und 1977 in Leipzig
die Tagung "ComputerEinsatz in der Analytik" organisiert
und durchgeführt. Als Anliegen der Tagung erkennt man unschwer,
wenn man heute das Programm betrachtet, den internationalen Erfahrungsaustausch
zum Gegenstand der Veranstaltung zu befördern, wobei es damals
tatsächlich darum ging, eine Lanze für den Einzug von
Rechnern in die Laboratorien zu brechen. International war die
Tagung im Rahmen der zu damaligen DDRZeiten gegebenen Möglichkeiten,
d.h. ausschließlich nach Osten ausgerichtet. Da die Nutzung
chemometrischer Methoden in der Analytik damals im Ostblock jedoch
der in westlichen Gefilden keineswegs nachstand im Gegensatz
zur Computertechnik kann man heute auf ein ansprechendes
wissenschaftliches Programm zurückblicken.
Die Folgeveranstaltung, für die W.E. Steger
dann den inzwischen zu einem internationalen Markenzeichen gewordenen
Namen 'COMPANA" prägte, fand dann 1980 in Dresden statt.
Der in den 80er Jahren nach Helsinki spürbar werdende Entspannungsprozeß
gestattete nun auch die Anreise von Wissenschaftlern aus der westlichen
Hemisphäre, eine Entwicklung, die sich in den folgenden Tagungen
immer mehr verstärkte. Auch die zweite COMPANA war wissenschaftlich
und organisatorisch ein Erfolg. Das ist um so bemerkenswerter,
als die Unterstützung vonseiten der Sektions und Universitätsleitung
minimal war. Als es in der Folgezeit um die Weiterführung
der COMPANA ging, verdichteten sich die Schwierigkeiten in Dresden
in einem Maße, daß W.E. Steger schweren Herzens nach
einer Möglichkeit suchen mußte, um eine Fortsetzung
der COMPANA anderenorts zu gewährleisten.
Zwischen der aktuellen 6. COMPANA in Würzburg
und der von W.E. Steger begründeten Entwicklung fanden drei
Tagungen in Jena statt, und zwar 1985, 1988 und 1992, die das
Profil der COMPANA und ihr Ansehen in der wissenschaftlichen Welt
weiter ausprägen halfen.
Einsatz der Chemometrik und der Rechentechnik in der Analytik
weltweit. Ebenfalls 1977 gab es die erste Veranstaltung dieser
Art in den USA, das ACS Symposium Chemometrics. In Europa folgten
mit der COBAC (Computer Based Analytical Chemistry, 1979 Portoroz,
1982 München, 1984 Krakau, 1986 Graz, 1990 Wien, 1993 Edinburgh)
und der CAC (Chemometrics in Analytical Chemistry, 1982 Petten,
1986 Lerici, 1986 Amsterdam, 1992 Montreal) weitere profilbestimmende
Konferenzen, bevor dann eine wahre Flut überwiegend
territorial geprägter ChemometrikTagungen einsetzte.
W.E. Steger, der diese Entwicklung mit der Begründung der
COMPANA ganz wesentlich mit gefördert hat, ist dafür
herzlich Dank zu sagen.
K. Doerffel
hat sich um die Entwicklung der Chemometrik
in vielfältiger Weise verdient gemacht. Mit seinen bahnbrechenden
und weitverbreiteten Arbeiten zur Anwendung der Statistik in der
Analytischen Chemie hat er den Weg bereitet zur objektiven Bewertung
von Analysendaten und zu deren kritischen Vergleich. Die Verleihung
des FreseniusPreises an K.Doerffel 1987 erfolgte
maßgeblich
in Würdigung seiner fundamentalen und stets praxisorientierten
chemometrischen Arbeiten.
Auch mit der COMPANA war K. Doerffel eng verbunden,
sowohl mit aktiven Beiträgen als auch als Mitglied des Wissenschaftlichen
Vorbereitungskomitees. Er war zwar in erster Linie seiner Wissenschaft
verbunden, nahm jedoch auch Mühen und Ämter auf sich,
wenn er damit dem Wissenschaftsfortschritt dienen konnte. 1979
war er Mitbegründer und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft
"Chemometrik" im Fachverband Analytische Chemie der
ehemaligen Chemischen Gesellschaft der DDR. Er leitete die Arbeitsgemeinschaft
bis 1992, bevor dann anläßlich der COMPANA 1992 in
Jena die Vereinigung mit dem Arbeitskreis "Labordatenverarbeitung
und automation" zum neuen Arbeitskreis "Chemometrik
und Labordatenverarbeitung" erfolgte.
Von der Krankheit, wegen der er auf die Teilnahme
zur COMPANA '95 verzichten mußte, ist K. Doerffel leider
nicht genesen, er verstarb am 28.11.1995. Die Analytiker und Chemometriker
sind K. Doerffel dankbar für seine maßgeblichen Beiträge
zur Entwicklung einer praxisorientierten Chemometrik.
H. Kriegsmanns
Arbeiten auf dem Gebiet der Schwingungsspektroskopie
und seine wissenschaftsorganisatorischen Leistungen, vor allem
bezüglich der Neugestaltung von Forschung und Lehre in den
neuen Bundesländern, sind anläßlich seines 70.
Geburtstages umfassend gewürdigt worden, zuletzt mit dem
Bundesverdienstkreuz. Mit der COMPANA ist H. Kriegsmann von Beginn
an eng verbunden. In Zeiten, in denen in der DDR Wissenschaftsfortschritt
nach volkswirtschaftlichen Maßstäben organisiert wurde,
hat er sich als Vorsitzender und Mitglied des "Wissenschaftlichen
Rates für Analytik" für Aktivitäten und Leistungen
auf dem Gebiet der Grundlagenforschung außerordentlich stark
eingesetzt. Das betraf die kontinuierliche Fortführung der
COMPANA, die er auch als Mitglied des Wissenschaftlichen Komitees
unterstützt hat, ebenso wie die Etablierung der Chemometrik
als Wissenschaftsgebiet und Organisation in der DDR. Mit der gleichen
Konsequenz hat sich H. Kriegsmann nach der Vereinigung als Mitglied
des GDChVorstandes und des Fachverbandes Analytische Chemie
für die Belange einer selbständigen Analytischen Chemie
und ihrer theoretischen Begründung eingesetzt.
Die COMPANA '95 war eine willkommene Gelegenheit,
diese drei verdienstvollen Wissenschaftler im Jahre ihres 70.
Geburtstages zu ehren, die sich um die Tagung selbst und um ihren
Gegenstand in wissenschaftlichen und organisatorischer Hinsicht
sehr verdient gemacht haben.
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